SAP S/4HANA MM im Fokus: Was sich für den Einkauf wirklich ändert (und warum der „Business Partner“ entscheidet)
Der Einkauf wird vom Verwalter zum Gestalter
Viele Unternehmen behandeln ihr SAP MM (Materials Management) nach dem Motto: „Hauptsache, die Bestellung geht raus und die Ware kommt rein.“ Doch mit dem Wechsel auf S/4HANA ändert sich dieses Spiel grundlegend.
Der Einkauf steht vor der größten Transformation seit Jahrzehnten. Es geht nicht mehr nur um das Abarbeiten von Bestellanforderungen (BANFs). S/4HANA verwandelt den Einkauf durch Echtzeit-Daten in eine strategische Schaltzentrale.
Doch Vorsicht: Genau im Modul MM versteckt sich einer der größten Zeitfresser für Ihr Migrationsprojekt. Wer hier zu spät anfängt, gefährdet den Go-Live-Termin. Schauen wir uns an, was auf Sie zukommt.

1. Die größte Hürde: Kreditoren & Debitoren sind Geschichte (Business Partner)
Fangen wir mit dem „Schmerzpunkt“ an. Im alten SAP ECC gab es Kreditoren (Lieferanten) und Debitoren (Kunden). In S/4HANA gibt es nur noch den zentralen Business Partner (BP).
Das klingt harmlos, ist aber tückisch. Um auf S/4HANA zu migrieren, müssen Sie die sogenannte CVI (Customer-Vendor-Integration) durchführen. Das bedeutet: Sie müssen Ihre Lieferanten-Daten bereinigen.
- Haben Sie Doubletten im System?
- Fehlen Steuer-Nummern?
- Sind Adressen unvollständig?
S/4HANA verzeiht hier keine Fehler. Wenn die Datenqualität nicht stimmt, blockiert die Migration. Experten-Tipp: Beginnen Sie mit der Bereinigung Ihrer Kreditoren-Stammdaten jetzt – auch wenn Ihr S/4HANA-Projekt erst nächstes Jahr startet. Das ist der häufigste Grund für Projektverzögerungen.
2. Der Turbo: MRP Live (Materialbedarfsplanung in Echtzeit)
Erinnern Sie sich an den MRP-Lauf (Material Requirements Planning), den Sie im ECC über Nacht laufen lassen mussten, weil er das System so stark belastete?
Mit MRP Live (MD01N) auf S/4HANA gehört das der Vergangenheit an. Dank der HANA-Datenbank läuft die Bedarfsplanung bis zu 10-mal schneller.
- Der Vorteil: Sie können den Planungslauf mehrmals täglich durchführen.
- Das Szenario: Ein wichtiger Lieferant fällt am Vormittag aus? Lassen Sie den MRP sofort neu laufen und sehen Sie in Minuten, welche Produktionsaufträge gefährdet sind – nicht erst am nächsten Morgen.
3. Bestandsführung: Schluss mit dem Tabellen-Chaos
Im Hintergrund räumt SAP im MM gewaltig auf. Dutzende alter Tabellen (wie MKPF, MSEG) werden durch eine einzige, extrem schnelle Tabelle ersetzt: MATDOC.
Für den Anwender bedeutet das: Bestandsanalysen in Echtzeit. Sie müssen keine Daten mehr in Excel exportieren oder auf BW-Berichte warten, um zu wissen, wie hoch der Lagerwert jetzt gerade ist. Das ermöglicht eine drastische Reduzierung von Sicherheitsbeständen, da Sie mehr Transparenz haben.
4. Die Oberfläche: Fiori Apps statt ME21N
Die grauen Listen der Transaktion ME21N (Bestellung anlegen) werden durch intuitive Fiori-Apps abgelöst.
Der moderne Einkäufer nutzt Apps wie:
- „Bestellanforderungen genehmigen“: Mit einem Wisch auf dem Tablet, auch von unterwegs.
- „Lieferantenleistung überwachen“: Ein Dashboard zeigt sofort, wer pünktlich liefert und wer nicht – ohne dass man erst drei Reports ziehen muss.
5. Das Material Ledger ist jetzt Pflicht
Im ECC war das Material Ledger (zur Ist-Kalkulation und parallelen Währungsbewertung) oft optional. In S/4HANA ist es technisch obligatorisch. Das ist eine gute Nachricht für international agierende Unternehmen, da Sie Bestände nun viel einfacher in mehreren Währungen bewerten können. Es bedeutet aber auch: Die Aktivierung muss im Vorfeld sauber geplant werden.
Fangen Sie beim „Business Partner“ an
S/4HANA MM bietet enorme Chancen: Mehr Speed durch MRP Live, bessere Usability durch Fiori und tiefere Einblicke in die Bestände.
Aber all diese Vorteile sind unerreichbar, wenn Ihre Stammdaten Sie ausbremsen. Das Thema „Business Partner“ wird von Kunden am häufigsten unterschätzt und am längsten aufgeschoben.
Machen Sie nicht diesen Fehler.
Sind Ihre Lieferanten-Stammdaten bereit für den „Business Partner“? Viele Unternehmen wissen nicht, wie viel Bereinigungsaufwand wirklich in ihrem System schlummert. Lassen Sie uns einen kurzen „Health Check“ Ihrer MM-Stammdaten machen, damit Sie den Zeitaufwand für Ihr S/4HANA-Projekt realistisch einschätzen können.
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